Blin­de Kuh statt Durchblick

War­um der ein­ge­schränk­te Blick der her­kömm­li­chen Arte­ri­en­dia­gnos­tik auf Kos­ten von The­ra­pie­er­folg und Gesund­heit von Pati­en­ten geht. 

Bis­he­ri­ge Messmethoden

Am wah­ren Kern vorbei

Von hin­ten durch die Brust ins Auge: So muss man sich die tra­di­tio­nel­le Her­an­ge­hens­wei­se vor­stel­len, mit der die Arte­ri­en­stei­fig­keit bis­her mit­hil­fe der her­kömm­li­chen Puls­wel­len­ana­ly­se ermit­telt wurde.

Was in der bild­li­chen Ana­lo­gie schon anklingt, pas­siert in der nach wie vor gän­gi­gen medi­zi­ni­schen Unter­su­chungs­pra­xis auch tat­säch­lich: Eigent­lich dreht sich alles um Mess­da­ten, die über jeden Zwei­fel erha­ben sind. Doch wo es einer­seits für die Ver­hin­de­rung und ande­rer­seits für die Behand­lung von arte­ri­el­len Schä­den und kar­dio­vas­ku­lä­ren Fol­ge­er­kran­kun­gen auf Ein­deu­tig­keit und höchs­te Prä­zi­si­on der Mess­wer­te ankä­me, herr­schen umweg­haf­te Ersatz­pa­ra­me­ter vor. Die­se Kenn­grö­ßen geben den wah­ren Zustand der Arte­ri­en oft nur man­gel­haft wieder.

Das zugrun­de­lie­gen­de Pro­blem liegt in der Schwie­rig­keit, über­haupt an ver­läss­li­che Gefäß­da­ten zu gelan­gen: Die Wand­ei­gen­schaf­ten der Arte­ri­en las­sen sich beim leben­den Men­schen nicht ohne Wei­te­res direkt bestimmen.

Die­se Ein­schrän­kung kommt erst recht zum Tra­gen, wenn es um die Funk­ti­ons­wei­se eines gan­zen Arte­ri­en­baums geht. Genau die­sen im Detail ana­ly­sie­ren zu kön­nen, wäre aller­dings beson­ders wich­tig: Näm­lich, um je nach Ein­zel­fall zu klä­ren, wie ener­gie­ef­fi­zi­ent und gleich­mä­ßig – oder auch nicht – der Blut­trans­port zu den jewei­li­gen Orga­nen abläuft. Dar­auf basie­rend kann man Rück­schlüs­se auf die jewei­li­gen phy­si­ka­li­schen Eigen­schaf­ten der Arte­ri­en und etwa­ige Risi­ken  ziehen.

Das Man­ko der tra­di­tio­nel­len Diagnostik

Dart-1

Das Prin­zip der her­kömm­li­chen Puls­wel­len­ana­ly­se beruht dar­auf, die Arte­ri­en­ei­gen­schaf­ten eines Pati­en­ten an der Form der Puls­wel­le zu erken­nen. Die jeweils spe­zi­fi­sche Beschaf­fen­heit der Gefä­ße lässt sich bei die­ser Her­an­ge­hens­wei­se in ers­ter Linie an der Stei­fig­keit der Arte­ri­en­wän­de able­sen: Je gerin­ger deren Elas­ti­zi­tät auf­grund abge­la­ger­ter Plaques, des­to höher das Risi­ko für lebens­be­droh­li­che, kar­dio­vas­ku­lä­re Ereig­nis­se wie ins­be­son­de­re Herz­in­farkt oder Schlag­an­fall. Auch kann man aus der Puls­wel­len­form auf den zen­tra­len Blut­druck, also den Aor­ten­druck, hochrechnen.

Der ent­schei­den­de Schwach­punkt sämt­li­cher alt­her­ge­brach­ter Mess­me­tho­den liegt in der aus­schließ­lich indi­rek­ten Bestim­mung der Arte­ri­en­stei­fig­keit über Sur­ro­gat­pa­ra­me­ter wie Puls­wel­len­ge­schwin­dig­keit (PWV),  Aug­men­ta­ti­ons­in­dex (AIX) oder die Fluss­me­di­ier­te Dila­ti­on (FMD). Die­se Para­me­ter beru­hen über­wie­gend auf ver­schie­de­nen metho­di­schen Vari­an­ten, die alle­samt die Puls­wel­len-Kur­ven­form am Ober­arm, am Hand­ge­lenk oder am Fin­ger aus­mes­sen. Die so gewon­ne­nen Ersatz­pa­ra­me­ter erge­ben dann das Maß für die Elas­ti­zi­tät bzw. Stei­fig­keit der Arterien.

Aller­dings blei­ben auf­grund der umweg­haf­ten Ermitt­lung Exakt­heit und Nach­voll­zieh­bar­keit der Wer­te auf der Stre­cke. Zudem mel­den die­se Hilfs­pa­ra­me­ter Ein­schrän­kun­gen der Arte­ri­en­dehn­bar­keit als den eigent­lich sen­si­bels­ten Mar­ker der arte­ri­el­len Funk­ti­on oft deut­lich zu spät, also erst dann, wenn sich schon ers­te Anzei­chen einer Erkran­kung zei­gen. Hin­zu kommt noch, dass bei­spiels­wei­se die Dopp­ler-Metho­de, die im Rah­men eines pAVK-Scree­nings oft zum Ein­satz kommt, den Arte­ri­en­druck immer nur selek­tiv, also bezo­gen auf eine ein­zel­ne Arte­rie, erfasst. So kann unter Umstän­den ein fal­sches Bild des tat­säch­li­chen Zustands der Arte­ri­en ent­ste­hen — im ungüns­tigs­ten Fall wer­den Ver­en­gun­gen (Steno­sen) über­se­hen.  Damit ver­feh­len die meis­ten der her­kömm­li­chen Ansät­ze der Mess­da­ten­er­mitt­lung die Auf­ga­ben­stel­lung, die in der Früh­dia­gnos­tik und Ver­hin­de­rung kar­dio­vas­ku­lä­rer Erkran­kun­gen liegt.

Im Gegen­satz zum bis­he­ri­gen, män­gel­be­haf­te­ten Dia­gno­se­stan­dard las­sen sich mit­hil­fe der indi­vi­du­ell zuge­schnit­te­nen, Modell­ba­sier­ten Puls­wel­len­ana­ly­se eine gan­ze Rei­he neu­er Para­me­ter ermit­teln, die nicht nur einen kon­kur­renz­los detail­ge­nau­en Ein­blick in den Gefäß­sta­tus von Pati­en­ten erlau­ben, son­dern auch einen Mehr­wert bie­ten im Sin­ne wir­kungs­vol­ler Prä­ven­ti­on kar­dio­vas­ku­lä­rer Ereig­nis­se. Dazu zäh­len u.a. direkt im Modell mess­ba­re Drü­cke, ins­be­son­de­re der aor­ta­le Druck (cBP). Mehr zu den neu­en Parametern